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Alexander Leipold

  • Geboren am 2. Juni 1969 in Wasserlos
  • Freistil-Ringer
  • Gelernter Industrie-Kaufmann, arbeitete 1994 - 2005 bei der Linde AG
  • Bundestrainer Nachwuchs 2005 - 2009
  • Seit 2009 Bundestrainer Männer
  • Verheiratet mit Juliana
  • Hat zwei Söhne: Neo & Tim
  • Ringt seit 1975

  • Weltmeister1989 (Junioren) & 1994
  • Europameister 1988 (Junioren), ‘91, ‘95, ‘98
  • 20-facher Deutscher Meister
  • Ringer des Jahres 1995, ‘97, ‘98, ‘99
  • Nahm an vier olympischen Spielen teil: 1988 (7. Platz), ‘92 (11.), ‘96 (5.), 2000 (1./disqualifiziert)
  • Gewann in Sydney Gold, die Medaille wurde ihm wegen angeblichen Dopings aber aberkannt. Lückenlos aufgeklärt wurde der Fall nie*
  • Erlitt in Juli & August 2003 insgesamt drei Schlaganfälle
  • Feierte im Dezember 2003 sein Comeback
  • Hat das Buch „Ich glaub' an mich“ geschrieben. (Erschienen im Bombus-Verlag, zu bestellen per Mail an: ichglaubanmich(at)aol.com)
  • „Sieger des olympischen Turniers von Sydney“ (Alexander Leipold auf seiner Homepage)
  • „Ein Wunder, dass er wieder auf der Matte steht.“ (Die Zeit, 19.4.2004)
  • „Ein Vollblutringer. Ringen ist mein Leben“ (Sven Simon: Olympische Spiele Sydney 2000)
  • „Jahrhunderttalent“ (Trainer Weisenberger)
  • „Gerd Müller des Freistilringens“ (Trainer Heckmann)
  • CHAMPION DES JAHRES 2003
  • www.alexander-leipold.de

*Und jetzt, zehn Jahre nach seinem Sieg bei den Olympischen Spielen in Sydney, hat er zwar immer noch nicht die Goldmedaille zurück, aber er hält eine Erklärung in der Hand, die ebenso wichtig ist wie diese Goldmedaille. In dieser Erklärung, unterzeichnet von Professor Dr. Udo Steiner, Vorsitzender der „Unabhängigen Kommission zur Überprüfung von Trainern und Offiziellen mit Dopingvergangenheit“ steht ein wichtiger und entscheidender Satz: „...ist die Kommission überzeugt, dass Herrn Leipold – bei allem Respekt vor der nach der damaligen Rechtslage getroffenen Entscheidung des CAS – unter Berücksichtigung aller Umstände der Vorwurf eines schuldhaften Verstoßes gegen das 2000 geltende Antidoping-Regelwerk nicht zu machen ist...“ 

Wahl

CHAMPION 2003

In seinem Laptop hat Alexander Leipold eine Tabelle gespeichert. „Reha for my life“ steht als Titel drüber. Hier führt Alexander Leipold eine Art Tagebuch. Angefangen hat er, als er nach seinen insgesamt drei Schlaganfällen wieder tippen konnte. „Am 13. August 2003 konnte ich wieder sprechen, einen Tag später mich einigermaßen bewegen“, erinnert sich Alexander beim Blick auf den Bildschirm. Das Trainingsprogramm des ersten Tages: „Ich habe den Arsch hoch genommen, den Bauch angespannt und bin eine Minute gegangen.“ Im Mai war er noch Vize-Europameister geworden. Zehn Kilogramm hatte er im Krankenhaus durch die Behandlung mit Cortison zugenommen. Vier Wochen dauerte allein die Reha im Medical Park Bad Rodach.

Im September 2003 empfingen die Fans in Schifferstadt den genesenen Vorzeige-Ringer während eines Bundesliga-Kampfes. Die German Tenors sangen „Glaub an Dich“. Auch das Lied ist auf Alexanders Laptop gespeichert. Sie haben es ihm gewidmet. „Das werde ich den Fans nie vergessen“, sagt er.

Sein großes Comeback feierte Alexander im Kreise der Sportler im ROBINSON CLUB TABARKA in Tunesien. Als Vize-Europameister hatte er sich das Ticket gesichert, als sein Leben noch ein anderes war. Ehefrau Juliana ist dabei und Sohn Tim natürlich auch. Hier erzählen die Leipolds erstmals, wie sie die schwere Zeit nach den drei Schlaganfällen erlebt und überlebt haben. Sie reden offen von Angst, Unsicherheit und zeigen Fotos aus dem Krankenhaus. Gespeichert im Laptop.

Die Sympathien, die Anerkennung und das „Wow“ erobert Alexander in dieser Woche. Er wird CHAMPION DES JAHRES. Leipold: „Diese Wahl ist eine ganz besondere Ehre für mich, weil ich glaube, dass Sportler die Leistung anderer Sportler am besten einschätzen können.“ Eine Wahl des Herzens und des Respekts vor seiner Leistung und seinen Erfolgen. Den Siegen, die er jahrelang auf der Matte errungen hat. Und dem Sieg, dass er die Lähmung nieder gerungen hat.

„Anfangs hatte ich nicht einmal gedacht, dass ich unter die fünf Nominierten kommen kann“, so Leipold: „Aber dann war es wie im Ringen. Wenn ich im Finale bin, will ich auch gewinnen.“ Er gewann. Nun fährt er ein Jahr lang smart roadster. „Ein absolutes Spaß-Auto“, schwärmt Alex. „Und genug Platz für meine Trainingstasche habe ich auch.“

Die Tasche braucht er inzwischen wieder regelmäßig. „Anfangs konnte ich nicht viel trainieren und habe mich auf der Matte bewegt wie ein Freizeitsportler“, gesteht Leipold. 129 Tage ging es so, immer ein bisschen besser. Dann, kurz vor Weihnachten, war er wieder da: Im Bundesliga-Viertelfinale kehrte Alex auf die Ringer-Mattte zurück. Inzwischen ist er Botschafter der Deutschen Schlaganfallhilfe. Seinen Laptop und damit sein Tagebuch hat er immer bei sich.

Traumreise

Wer kennt schon Shan-Li?! Alexander Leipold kannte ihn nicht. Aber er wusste, dass er ihn kennen lernen will. „Ich möchte nach China ins Kloster zu den Shaolin-Mönchen“, wünschte sich Alexander Leipold, als ihn Deutschlands beste Sportler in Tabarka zum CHAMPION DES JAHRES 2003 gewählt hatten. Sein Traum klang verrückt. Sein Traum wurde wahr. Dank Shan-Li!

„Ich hatte mir diese Reise zu den Shaolin Mönchen gewünscht, weil die letzten vier Jahre für mich sehr stressig waren“, so Leipold. Seit den olympischen Spielen 2000 in Sydney war er praktisch im Dauerstreß: Hatte Gold gewonnen, verlor die Medaille aber wegen vermeintlichen Dopings wieder. 2003 erlitt er dann in kurzer Zeit drei Schlaganfälle. „Ich wollte unbedingt mal abschalten und ohne Handy meine Gedanken sortieren. Und dieser Traum ist absolut in Erfüllung gegangen“, schwärmt Alexander Leipold nach der Zeit mit Shan-Li.

Seit sechs Jahren lebt Shan-Li im Shaolin-Kloster in Dengfeng. Er ist der erste Europäer, der erste Deutsche, der so lange bei den Mönchen geblieben ist. Mit 16 kam Shan-Li aus Leipzig nach China. Und blieb! Seitdem schläft er auf einer Holzpritsche in einem Zimmer ohne Heizung. Im Winter hängen gerne mal die Eiszapfen von der Decke und fällt der Strom tagelang aus. Duschen ist Luxus.

Vier Tage lang lebte Alexander Leipold hier. Der Ausnahme-Ringer trainierte und meditierte mit Shan-Li, wohnte statt im Hotel bei dem 22-Jährigen. „Ich habe die Zeit genossen. Es war absolutes Glück, dass wir ihn getroffen haben und unheimlich beeindruckend“, so der CHAMPION DES JAHRES: „Shan-Li hat mir die Philosophie der Mönche erklärt. Und mir einige Übungen gezeigt, die ich auch in mein Ringer-Training übernehmen kann.“ Erster Vorsatz: „Ich werde deutlich früher aufstehen. Das hilft mir, mich besser auf mich zu konzentrieren.“

Vermisst hat Alexander Leipold in den Tagen im Kloster nichts, er hätte es wohl auch einen Monat ausgehalten. Klingt verrückt – ist aber so. „Es müssen nicht immer 4-Sterne-Hotels sein. Im Trainingslager sind 4-Mann-Zimmer oder Toiletten auf dem Gang normal für uns“, erzählt er beim Frühstück. Shan-Li und Alexander sitzen vor dem Kloster in einem Zelt.

Vor dem Zelt gibt‘s aus der Kühltruhe Cola in Dosen und Wasserflaschen. Für rund 30 Cent. Der Boden ist aus Lehm, das Zeltdach löchrig. Der Tisch klebt. Seit Generationen wird hier gekocht. Töpfen, Geschirr und Wasserkannen sieht man das an. Doch hier gibt‘s das beste Frühstück in China. Mit Stäbchen picken Shan-Li und sein Schüler den Rest Ei und Tomate vom Teller. Deutsche Touris essen hier nicht.

Die Touristen traf Alexander dafür in Peking, Xian und Shanghai – die Stationen der Rundreise vor und nach dem Klosterbesuch. Gebecco hatte dem CHAMPION DES JAHRES im Auftrag von ROBINSON und smart eine perfekte Reiseroute gebastelt: Platz des himmlischen Friedens und Verbotene Stadt in Peking, Chinesische Mauer (O-Ton Leipold: „Granatenhaft gigantisch!“), Terakotta-Armee. Und mit 430 Stundenkilometern raste Alex mit dem Transrapid durch Shanghai.

Leipolds Fazit ehe die Lufthansa-Maschine vom chinesischen Boden abhob: „Es war sehr spannend, sehr beeindruckend, sehr phänomenal!“